…… Vielleicht ließe sich die Debatte auch dadurch entschärfen, wenn wir uns darauf einigten, dass der Begriff der Selbstdiagnose schlichtweg ungünstig gewählt ist. Letztens hat jemand vorgeschlagen, besser von Selbstidentifikation zu sprechen, das fand ich ganz treffend.
Genau das finde ich problematisch. Den Begriff „Selbstdiagnose“.
Provokativ natürlich auch - und das ist nicht verkehrt.
Tatsächlich ist es ja so, dass die meisten Erwachsen bestimmt nie eine Diagnose bekommen würden - wenn sie nicht zuerst selbst darauf gekommen wären??
Dennoch ist der Begriff „Selbstdiagnose“ aus meiner Sicht nicht passend bzw etwas irreführend. Oder nennt man das jetzt so?
Ist ja vielleicht auch nicht so wichtig.
Angelina plädiert dafür, die Selbstdiagnose nicht zu verurteilen, sondern als wichtigen ersten Schritt zu sehen. Auch wenn ein TikTok-Video keine medizinische Beratung ersetzt, kann es Menschen dazu ermutigen, professionelle Hilfe zu suchen. Sie betont, dass es wichtig ist, ADHS ernst zu nehmen und mehr Unterstützung für Betroffene zu bieten, damit sie die richtige medizinische Versorgung erhalten.
Danke für den Artikel Angelina und für deine Aufklärung!
Auch von Luiza Johannsen erschien zum Thema ADHS und soziale Medien ein interessanter, anspruchsvoller Artikel in der Akzente von ADHS Deutschland e.V. -
„ ADHS – Zwischen Relativierung und Stigmatisierung“
Leider ist der Artikel nur für Mitglieder voll zugänglich.
Eine kurze Zusammenfassung des lesenswerten Artikels plus persönlichem Vorwort findet sich allerdings im Blog der Selbsthilfegruppe Stuttgart:
Am Anfang hatte ich einen kurzen Fragentest online gemacht. Waren glaube ich auch nur 10 oder 15 Fragen.
Der deutete schon als erstes auf entsprechende Übereinstimmungen hin. Danach dann noch ausführlichere wie den der Uni Münster und alle von ADxS.org.
(Solche Fragentests mit Auswirkungen gibt es leider für PostCovid noch nicht).
Und wenn man dann ja schon einiges gesucht und angeschaut hat poppen dann immer mehr Themavorschläge dank der Kekse auf.
Bin auch noch auf den Podcast ADHS.ja.krass von Sabine gestoßen welchen ich auch nur empfehlen kann.
Selbstdiagnose ist ja auch nur der erste Schritt. Nicht zu verwechseln mit der Hysterie bei suchen mit Dr. Google.
Ich kenne das Thema Selbstdiagnose nun schon sehr gut von meinem PostCovid.
Aber dort sind wir fast dazu gezwungen Eigendiagnosen zu stellen und selbst Forschung zubereiten bzw. Forschungen zu bewerten. Mit Multisystemerkrankungen tut sich die Ärzteschaft anscheinend sehr schwer und behandelt wenn überhaupt nur Symptome.
In einem Onlinetreffen der Selbsthilfegruppe LongCovid kam dann von jemandem die Vermutung auf mit ADHS bei sich selbst. Daraufhin startete dann meine vertiefte Selbstdiagnose. Denn irgendwie hatte ich schon immer den Eindruck bei mir stimmt etwas nicht . Und die Tipps und Anregungen aus der damaligen Verhaltenstherapie aufgrund depressiver Verstimmung waren zwar alle gut und nett, aber irgendwie bei mir nicht passend. Zumindest nicht mit der damaligen Sicht.
Letzten Endes ist die Selbstdiagnose ja nur eine persönliche Einschätzung aus der Eigenwahrnehmung im Kontext von äußerem Wissensinput.
Im Grunde fehlt dann jetzt noch die Gegendiagnose einer Fachperson und medizinischer Ausschlussdiagnosen.
Jeder bekommt es irgendwie hin eine Wand zu streichen, aber die gelernte Fachkraft macht es doch besser und schneller.
All der Aufschrei und negative Kritik ist für mich nur Stammtischklische und fehlende Fähigkeit der Differenzierung und auch mangelnde Empathie.
Die Intensität der Beeinträchtigung ist am Ende doch entscheidend.
Jeder vergisst mal etwas, gelegentlich ist auch Lärm jedem stressig. Auch müde ist der ein oder andere mal. Aber ständig?!
Mein Hausarzt sagt mir immer: „Sie können doch am besten beurteilen wie es ihnen geht!“ Recht hat er. Und zur weiteren Bewertung hole ich mir dann Fachleute.
Mache ich als Architekt ja auch und hole mir im Zweifel Fachplaner hinzu.
Ich finde “Selbstdiagnose” übrigens sehr passend. Denn ich lese immer wieder von Menschen, die sich sehr intensiv mit ihrer Vielleicht-Diagnose beschäftigen, viele Infos einholen, sehr viel darüber lernen und auch immer wieder differenzialdiagnostisch andere Störungsbilder in Betracht ziehen und ausschließen.
Bei vielen Betroffenen ist das ein komplexer Prozess, der mit einer Diagnostik beim Facharzt mithalten kann, leider manchmal sogar der Arbeit der Fachkraft überlegen ist.
Zumindest ist das der Eindruck, den man in Foren bekommt.
Mich würde mal interessieren, bei wie vielen Betroffenen sich die Selbstdiagnose hinterher als falsch heraus stellt.
In Foren und auf Social Media bekommt man ja nur diejenigen mit, die ihre Selbstdiagnose im Anschluss professionell bestätigt bekommen. Zumindest mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit.
Nach wie vor ist es leider so, dass viel zu wenig von offizieller Seite diagnostiziert wird. Eltern betroffener Kinder wird ja nicht mal gesagt, dass es eine erbliche Komponente gibt.
Außerdem gibt es Länder, wo man die Diagnostik generell selber bezahlen muss und auch in Deutschland muss man bei entsprechendem Leidensdruck Geld in die Hand nehmen, weil es zu wenige kostenfreie Diagnostikangebote gibt. Eine offizielle ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter ist somit ein Luxusgut. Provokant gesagt. Muss man sich mal vorstellen. Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich (erstmal) selbst zu diagnostizieren.
Oh. Ich habe in meiner Zeit in der Selbsthilfe schon einige erlebt, die erst beim zweiten oder dritten Anlauf eine Diagnose bekommen haben - und dann tatsächlich auch sehr von Stimulanzien profitiert haben!